Heute gibt es mal wieder ein Interview. Kai Thrun – Blogger und Social Media Experte – hat mir ein paar Fragen beantwortet, denn er hat in der letzten Zeit eine interessante Erfahrung machen dürfen.
Interview mit Kai Thrun
Kai, vielen Dank das du dir die Zeit nimmst um etwas zu plaudern. Auch wenn dich sicherlich einige schon kennen werden – was sollte man über Kai Thrun wissen?
Hallo Ralf, danke für die Gelegenheit dazu. Eine interessante Einstiegsfrage, die du gewählt hast. Es gibt nicht viel, was man über mich wissen muss. Ich denke aber, dass man gut damit beraten ist, wenn man sich oder mir 4-8 Wochen gibt, ob man warm mit meiner Art wird.
Ich kenn dich nun schon ein paar Tage und wir tauschen uns immer wieder Mal aus. Eine positive Eigenschaft von dir ist deine ehrliche Art. Du sagst was du denkst und nicht was andere hören möchten. Denkst du das man nur so Chancen hat, im Netz wahrgenommen zu werden?
Man kann sicherlich auch auf andere Art und Weise wahrgenommen werden. Die Frage, die jeder für sich beantworten muss ist: Was will ich und wie möchte ich evtl. gesehen werden? Dies wäre ein erstes Ziel was man verfolgen kann. Ich bin genauso ehrlich ohne Internet. Ich schätze es, wenn jemand seine Worte klar formulieren kann. Es fördert den Prozess etwas zu verbessern und sorgt i.d.R. für weniger Missverständnisse. Aber Hand aufs Herz – wer umgibt sich schon gern mit Menschen, denen man mit Misstrauen gegenüber tritt?
Wahrgenommen wurdest du auch durch deinen Artikel „Der gekaufte Shitstorm“ – ein Beitrag der hohe Wellen schlug. In einem weiteren Artikel hast du erzählt, wie hoch die
Wellen wirklich waren. Hast du mit so einem Wirbel um deine Person gerechnet?
Definitiv nicht. Es waren 2 Wochen, die mich völlig aus der Bahn geworfen haben. Sie waren aufregend und faszinierend und ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Die Nachwelle beschäftigen mich heute noch (Interviewanfragen). Ich war überrascht, aber konnte es gelassen nehmen. Einen ähnlichen Coup hatte ich 4 Wochen vorher bereits während der EM gelandet.
In deinem Artikel ging es ja primär um deine Vermutung, das die „Shitstorms“ einiger namhafter Unternehmen, unter Anderem McDonalds und H&M, gefaked waren. Nun fragen sich sicherlich viele wer von so etwas profitieren sollte. Was steckt deiner Meinung nach dahinter? Eher ein Versuch der Unternehmen sich ins Gespräch zu bringen (Negative Werbung ist auch Werbung) – oder gibt es da ein ganz anderer Ansatz?
Zu der Zeit, wo ich den Artikel geschrieben habe, gab es parallel eine Agentur, die an die Unternehmen Angebote verfasste. Der Verdacht lag hier nahe. Es hat sich aber auch herausgestellt, dass es zu einem Phänomen kommt: Melden genug User den Beitrag als Spam, wird dieser als solcher gekennzeichnet – er verschwindet von der Pinnwand und ist nur für Admins sichtbar. Er wird aber in den Streams und Tickern bei einem Like weiterhin angezeigt, was zu einer Blase führen kann. Diese Phänomen gab es nach meinem Artikel bei 2 größeren Unternehmen. Was nicht heißt, dass man ein solche Szenario nicht nachstellen kann. Es gibt auch professionelle Farmer in World of Warcarft. Was mich allerdings einzig störte, war die geistige Verbohrtheit einiger digital Berater, die diese Möglichkeit kategorisch ausschlossen.
Nun hast du es dadurch geschafft, wirklich im Fokus zu stehen. Aufmerksamkeit der Presse, Interview-Anfragen, Erwähnungen in der Express, Hamburger Morgenpost oder Focus Online. Froh das es vorbei ist, oder war dass das Beste was dir und deinem Dasein als Blogger passieren konnte?
Ein wenig von beidem natürlich. Man strebt ständig nach Aufmerksamkeit, Reichweite und Rampenlicht – immerhin sollen möglichst viele den eigenen Artikel lesen. Wenn es dann soweit ist, hofft man, dass es schnell wieder vorbei ist. Das Beste was mir passieren konnte, war es sicher nicht. Denn mein Blog öffnet mir häufig Tür und Tor, die kleinen Etappensiege sind mir wichtiger – auch wenn ich nicht abstreiten will, dass der Fokus hin und wieder eine Bestätigung für die eigene Leistung ist. Es ist eine schöne Erinnerung, für unterhaltsame „weißt du noch“-Gespräche.

Nun bist du ja im Bereich Social Media jemand, der gewisse Erfahrung mitbringt. Ich bin immer wieder beeindruckt über deine Gedankengänge in der Hinsicht. Brechen wir das mal auf einen nicht so bekannten Blogger herunter: Wie sieht die Social Media Arbeit als Blogger in Zukunft aus? Wie sollte man sich verkaufen und was sollte man tunlichst vermeiden?
Nicht viel anders als in der Vergangenheit. Denn die Basis eine Bloggers bleibt gleich: der eigene Blog. Welche Monde nun um den eigenen Planeten sich drehen und wann welcher Stern verglüht, muss jeder für sich ausmachen. Es gibt so viele Mikrokosmen im Netz, da gibt es keine Pauschalaussagen.
Ich denke wichtiger ist, sich aktiv mit seinen Netzwerken, die man bespielt, auseinander zu setzen. Viele vergessen sich Zeitpunkte zu setzen, ob die erhofften Effekte eingetreten sind oder ob sich der Fokus irgendwohin verlagert.
Du hast nun einen neuen Arbeitgeber, was mich sehr freut. Social Media gehört natürlich auch zu deinen Aufgaben. Wie muss man sich die Arbeit in diesem Bereich vorstellen. Was sind deine Aufgaben diesbezüglich?
Im Grunde alles. Mir obliegt die Konzeption, Strategie als auch die Umsetzung. Natürlich kann man gewissen Arbeitsschritte abgeben oder zukaufen – insgesamt habe ich die Zügel aber in der Hand. Ich genieße hier das große Vertrauen der Geschäftsführung, was die Arbeit wirklich angenehm macht. Da ich aber auch klassische digitale Themen besetze, umkrempeln und neu sortieren kann, erleichtert es langfristig die Strategie. Ich kann mein Wissen vollumfänglich einfließen lassen. Im Moment befinden wir uns noch in der Experimentierphase, um die eigenen Erwartungen mit den Vorlieben der Kunden zu überprüfen. Im Grunde bin ich dafür verantwortlich, der Marke SKN ein digitales Gesicht zu verpassen.
Glaubst du, das man ohne tägliche Social Media Anwesenheit und Aktivität überhaupt noch wahrgenommen werden kann?
Gegenfrage: Kennst Du Sascha Lobo? Die quantitative Messung ist überbewertet. Durch eine tägliche Anwesenheit schafft man es höchstens früher, mehr Menschen für sich zu interessieren, weil man mehr Kontakte bearbeitet. Dies muss aber nicht sein. Wer sich als Marke positionieren möchte, muss Fürsprecher haben, die diese Marke forttragen. Die Dritten sagen, dass man in Fragen zu einem Thema der Ansprechpartner ist. Das man bestimmte Infos, News oder Themen ein fundiertes Wissen hat. Dies braucht vorallem eines: Zeit. Apropos Zeit – tägliche Anwesenheit kann man auch durch diverse Dienste vorgaukeln, die es einem ermöglichen zeitgesteuert zu publizieren.
Kai, vielen Dank für das Interview und alles Gute bei deinem neuen Arbeitgeber.
Mal ein anderes Interview und eine interessante Erfahrung die Kai mit dem Shitstorm Thema hatte. Wer es nicht ohnehin schon tut, kann Kai gerne in den verschiedenen Kanälen folgen:
Kai’s Blog – Kai bei Twitter – Kai auf Facebook – Kai bei Google+
Christian
Ich habe die „Shitstorm-Flut“ im Sommer auch verfolgt, nachdem ich privat bei fb auch den Galileo-Bash-Post geliket hatte und später den Artikel von Kai Thrun gelesen habe (natürlich war da schon das Meiste gelaufen). Kai schreibt „gekaufter“ Shitstorm, um dann gleich klarzumachen, dass er damit nicht die betroffenen Unternehmen/Produktionen meint. Ich halte das aber für gar nicht so abwegig, denn das wäre eine Möglichkeit aus einer ernstgemeniten, evtl. gerechtfertigten Kritik einen riesen Fake zu machen. (Und nein, ich habe nicht versucht, aus der Quersumme der Likes die 23 zu errechenen! ;))
Hein
Sehr sympatisches Interview indem von Kai ganz offen gesagt wird, dass es nicht „den Weg“ gibt sondern jeder für sich „seinen eigenen Weg“ finden und bestreiten muss. 🙂