Vor einigen Tagen hat Kai einen Artikel über ein interessantes Thema geschrieben. Es geht dabei im Endeffekt um das Verhalten, wenn man als Blogger etwas weiß, andere aber schon darüber berichtet haben.
Curse of Knowledge – Unheil des Wissens
Kai schreibt über ein Phänomen, das von zwei Autoren in einem Buch als „curse of knowledge“ bezeichnet wird. Dies ist die Basis seines Artikels. Das Phänomen beschreibt das Verhalten eines Menschens, wenn er etwas weiß. Er verhält sich unbewusst anders, was im Falle des Bloggens bedeutet, das der Leser, der euren Artikel liest nie den selben Artikel liest, den ihr verfasst habt. Einfach aus dem Grund (wenn ich das richtig verstanden habe), das der Leser auf einem anderen Kenntnis- und Gedankenstand ist. Ihr schreibt den Artikel also auf Basis einer oder mehrere Tatsachen die ihr wisst. Diese Tatsachen sind dem Leser eventuell unbekannt oder er hat einfach einen anderen Kenntnisstand.
Soll ich? Bloggen was schon gebloggt wurde
Kai schreibt weiter, das Blogger dadurch auch dazu neigen, einen Artikel nicht zu veröffentlichen (oder sich damit unwohl fühlen), den sie selbst schon auf einem anderen Blog gelesen haben. Und an dem Punkt will ich mich an seinen Artikel dranhängen 😉
Kai hat das richtig beschrieben: Ihr habt ein Thema im Kopf über das ihr bloggen wollt, lest es anschließend dann in einem andern Blog, und kämpft dann mit euch selbst ob der Artikel denn so noch online gehen sollte. Ich denke das geht jedem aufrichtigen Blogger so. Die anderen würden diesen Anlass dazu nehmen und den Artikel kopieren 😀
Und genau da liegt meiner Meinung nach der Hund begrabe. Wie oft liest man, das sich Leute darüber beschweren das Artikel oder Ideen geklaut oder abgeguckt werden. Oder man hat einen Artikel geschrieben, bei dem es im Nachhinein heißt: „Das haben schon 100 Leute vor dir gebloggt!“
All solche Aussagen, die man aufschnappt führen dazu, das man mit sich selbst ins Gehege kommt, wenn man über ein Thema bloggt, das schon von jemand Anderen behandelt wurde. Die Folge: Manche Artikel lässt man wieder fallen. Ein Fehler und das aus mehreren Gründen:
- Wenn das Thema schon von einem anderen Blogger aufgegriffen wurde, heißt das noch lang nicht, das eure Leser den auch gelesen haben. Für eure Leser könnte also ein wertvoller und informativer Artikel verloren gehen.
- Selbst wenn schon zu Genüge darüber gebloggt wurde. Es gibt immer jemanden (so meine Erfahrung) für den DEIN ARtikel gerade richtig kommt.
- Man kann das Rad nicht immer neu erfinden. Das ist völlig normal. Man könnte es aber an der Rundung arbeiten. Klar ist: Schreibt man einen billigen Abklatsch eines weit verbreitetem Artikel, wird man oft Kritik ernten. Aber das soll ja nicht das Ziel sein. Also baut man auf dem Artikel des Anderen auf (So wie ich hier), verlinkt ihn und schreibt seine eigene Meinung, in eigenen Worten über das gleiche Thema. Mit Verlinkung versteht sich.
- Artikel sind gut, aber selten Vollständig. Also macht einen ergänzenden Artikel draus, wenn ihr schon Gewissensbisse oder andere Bedenken habt.
Ein Beispiel von mir. Ich habe mal über ein WordPress-Plugin gebloggt, allerdings ohne zu wissen das schon oft darüber berichtet wurde. Für mich was das Plugin eine neue Entdeckung die für mich sehr hilfreich und interessant war. Also habe ich auch darüber geschrieben. Anschließend gabs Mecker – Einerseits von einem Blogger, der wohl vor 2 Jahren schon über dieses Plugin geschrieben hatte und andererseits von Leuten, die wohl schon 5x über Artikel zu diesem Plugin gestoßen waren. Tja und nu? Beim schreiben hatte ich mich noch gefreut vielleicht einigen damit helfen zu können und anschließend erst Mal genannte Reaktionen kassiert. Aber, und genau das ist der Punkt: Umgehend kam mehrere Kommentare und auch Mails von Lesern, die gerade genau danach suchten, die so etwas schon lange mal testen wollten oder die gar nicht wusste das „etwas“ geht.
Schreib was du schreiben willst
Meine (erneute) Erkenntnis: Schreib was du schreiben willst. Kennst du einen ähnlichen Artikel verlinke ihn, schließe dich an, ergänze, verbessere, oder schreib einfach deine (andere) Meinung zu diesem Thema. Denke an die Leser, die von dem Thema noch nichts wissen. Denk an die Leser, denen dein Artikel weiterhelfen wird.
Aber: kopiere nicht. Schreib deinen eigenen Artikel und dann brauchst du dir keine Gedanken darüber machen was wer denkt oder wer schonmal darüber nachgedacht hat. Denn es denkt eh jeder anders. (Klingt blöd, ist aber so)
Tipps um von diesem Denkverhalten loszukommen
Um diese Denkblockade zu lösen, kann man auch etwas trainieren. Kai nannte den Webmaster-Friday als Beispiel. Ein gutes Beispiel. Ein Thema – Viele Blogger. Und du wirst sehen, das es durchaus Sinn macht sich nicht von schon vorhandenen Artikel beirren zu lassen. Im Gegenteil. Da hat Kai recht: Es fördert die Fähigkeit ein Thema aus verschiedenen, eigenen Blickwinkeln zu beleuchten. Gleiches gilt generell für Blogparaden.
Aber auch News sind ein gutes Thema. Schreib aktuelle News (und wenn du es nur für dich selbst tust, zur Übung) und versuche dabei aber keine Kopie zu schreiben, sondern eine eigenständige News mit eigenem Charakter. Eventuell ausführlicher, mit weiterführenden Quellen. Und wenn das für dich kein großes Problem darstellt, dann hast du auch keinen Grund dir das Leben mit unnötigen Denkblockaden schwer zu machen.
Ausgangspunkt: „Blogger-Falle: etwas wissen“ via Kai Thrun
nasch
Das von Dir beschriebene Problem hatte ich vor kurzem auch, sogar 2x bei gleicher Bloggerin, ich hatte mir 2 Beiträge schon vorgeschrieben und schwups Ihre gingen immer vorher online, da habe ich auch lange überlegt, ob ich soll oder nicht – und ja ich habe sie veröffentlich, aber komisch war es schon!
Sylvi
Hallo Bohn,
ich unterscheide da ganz klar. Entweder mich inspiriert ein Beitrag eines Bloggers, dann beziehe ich mich auch offensichtlich auf diesen und verlinke. Ich finde es immer spannend, Themen aufzugreifen und einen Beitrag zu erstellen, der dann in eine ganz andere Richtung geht.
Oder aber ich habe eine Idee, die ich umsetzen möchte. Dann lese ich davor möglichst keine ähnlichen Beiträge, sondern schreibe unbeeinflusst. Z. B. beim Webmaster-Friday setze ich diese Methode um. Es kann mir dann natürlich passieren, dass ich nach Veröffentlichung und Lesen der andere Blogger-Beiträge feststellen muss, dass ich vielleicht einen Aspekt „vergessen“ habe. 😉
@nasch Das ist mir Gott sei Dank noch nicht passiert.
Gruß Sylvi
Lucas
Ich finde ja, dass das Internet einfach riesen groß ist. Soviel mal für den Einstieg. Lassen sich da Doppelungen vermeiden?
Klar ist es doof über ein und dieselbe Sache zu schreiben, wie du aber selbst auch beschrieben hast ist doch jeder Artikel auf seine Art einzigartig und anders. Wenn genau das gleiche, sowohl textlich als auch inhaltlich, drin steht, dann wird es sich wohl um copy&paste handeln. Wenn dem nicht so ist, dann hat man doch mit seinen eigenen Worten etwas verfasst und das haben die eigenen LeserInnen tatsächlich vielleicht noch nicht gelesen, weil sie dem Blog xxx einfach nicht regelmäßig lesen.
Ich finde die Idee mit dem Aufbau natürlich klasse. Wenn ich über etwas schreibe, was ich bewusst an anderer Stelle schon gelesen habe verlinke ich dort auch hin und baue meinen Artikel eventuell darauf auf.
Wenn ich aber unbewusst zur gleichen Thematik schreibe fällt das natürlich schwer mit der Verlinkung 🙂
Abschließend sage ich einfach:
Jeder kann, darf und sollte das schreiben, was er oder sie gerne möchte. Wichtig ist nur eben eine Verlinkung, wenn man weiß, dass ähnliches an anderer Stelle bereits geschrieben wurde.
Kai Köpke
Richtig. Doppelmeldungen zum selben Thema lassen sich bei dem Umfang und Wachstum des Netzes kaum vermeiden. Blog Artikel zu bestehenden und bereits diskutierten Themen sind überhaupt kein Problem, solange es keine stumpfen Kopien sind. Wie Lucas schon schreibt – lasse ich mich von anderen inspirieren, nenne ich diese als Quellen, verlinke sie und gut.
Ronny
@Kai Köpke: Sehe ich auch so. Wenn man sich hat inspirieren lassen, dann sollte man auch die Quelle nennen. Dies nenne ich nur fair. Schließlich kann man Ideen nicht schützen lassen (zum Glück, wenn ich an den Patentstreit zwischen Apple und den Smartphonherstellern denke)
Tritachion
Aye, so oder so ähnlich gings mir schon hinlänglich selbst. Anders als Sylvi, die versucht, unvoreingenommen zu schreiben, habe ich oftmals nur eine diffuse Idee, was ich denn eigentlich zu (virtuellem) Papier bringen will – meine ersten Schritte führen also nicht direkt zu „Neuen Artikel verfassen“, sondern zur Suchmaschine der Wahl, um mal zu schauen, inwieweit die Thematik „neu und interessant“ ist. Und, wie du und Kai vollkommen richtig schreiben, da bricht der bloggende Moralapostel über einen herein – es gibt nicht nur bereits tonnenweise Blogartikel zum Thema, sondern auch noch Bildergallerien, Videos, Anleitungen, oder womöglich ganze Bücher.
Dann geht man als kleiner nichtkommerzieller Freizeitblogger mitsamt kleiner Regenwolke über dem Kopf zur „Die Welt ist sooo gemein“ Ecke und jammert vor sich hin. Der Blogartikel ist gegessen.
Es geht dabei nicht einmal um das vorsätzliche Kopieren der gelesenen oder gesehenen Artikel (zumindest bei mir nicht), sondern darum, dass es mittlerweile ein schieres Ding der Unmöglichkeit ist, ein Thema / Objekt zu finden, über das NICHT bereits Minuten nach dem Auftreten hundertfach geschrieben, gesprochen und gesungen wurde.
Aber dein Artikel hat recht: Was kümmerts mich, wenn auf bohncore ein Artikel mit demselben Thema zu finden ist – ich kopiere ja nicht den Artikel, sondern schreibe ein eigenständiges Stück Text über dasselbe Thema. Im Endeffekt wäre das ja gerade so, als würde keine Spiele-Zeitung mehr über „The Elder Scrolls V“ berichten, nur weil es bereits eine andere vor ihnen getan hat. Kratzt die ja auch nicht – und wenn man sich drei oder mehr Artikel zu demselben Spiel durchgelesen hat, merkt man (dies dürfte sich wohl auf jedwede themenbezogene Publikation übertragen lassen) recht schnell: Die kochen alle nur mit Wasser. Und bis auf wenige Punkte gleichen sich die Inhalte am Ende ja doch immer ein wenig.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich werd‘ mir eure beiden Artikel mal als „guten Vorsatz“ hernehmen – und auch über ein total ausgenudeltes Thema bloggen, wenn mir danach ist. Unter Angabe von Bezugsquellen, was sich eigentlich von selbst verstehen sollte. 😉
Unity3d
Lass mich mal überlegen… Okay, ganz am Anfang, als ich mit dem Bloggen began, hatte ich mir darüber gedanken gemacht. Aber mittlerweile ist mir das völlig egal, ob über ein Thema schon geschrieben wurde oder nicht – genau aus den selben Gründen, wie du sie nennst.
Aber davon abgesehen, man schaue nur mal in die Printmedien. Welches Fachmagazin behandelt schon ein Thema, dass nicht auch irgendwann mal von einem Mitbewerbern behandelt wird? Von Tageszeitungen ganz zu schweigen 😉
Chaosweib
Ich habe am Anfang auch Artikel fallen lassen, als ich sah, dass sich schon jemand drüber geäußert hat. Dabei habe ich ein komplett anderes Publikum für die es vielleicht neu und/oder brauchbar gewesen wäre.
Dann habe ich gelernt, dass man in der Blogosphere Ideen nicht aufschieben sollte. Blogger ticken meist ähnlich und wenn ich nicht gleich die Zeit dazu habe, schwupp ist ein anderer schneller. Dann lasse ich es auch meist sein.
Heute schreibe ich so ziemlich alles, was ich wollte und wenn es sowas ähnliches schon gibt, dann verlinke ich. Wichtig ist nur, dass man die eigenen Worte benutzt und vielleicht kann man ja noch was anfügen, das der andere vielleicht vergessen hat.
Es kommen auch immer wieder neue Leute nach, für die die Themen komplett neu sind und die nicht ewig googeln wollen oder es nicht richtig können. 😉
Schönes Wochenende
Uli
DANKE!! Aus diesem Grund habe ich bereits mehrfach Artikel (auf meinem Blog Geldpress.de, verlinken musste ich oben aus aktuellem Grund leider meine Contest Seite – sorry!) gekanzelt, weil ich Angst hatte, die Leser zu langweilen. Und stand damit schon hin und wieder vor einer gähnenden Leere, weil mir so schnell nichts „Neues“ einfiel! Dieser Artikel macht aber wieder Mut! Jeder Blogger hat ja seinen eigenen Schreibstil und jeder Leser bevorzugt ja auch andere Blogs, sodass viele Leser längst nicht alle Themen bereits woanders gelesen haben! Oder wenn sie ihn schon mal irgendwo gelesen haben, dann wird mein Artikel meinen Leser eventuell mehr ansprechen und den Sachverhalt plausibler erscheinen lassen – ganz einfach weil mein Leser evtl. mit meinem Schreibstil besser klarkommt als mit dem eines anderen Blogs. Ich werde mich nach dem Artikel hier auf jeden Fall nicht mehr abschrecken lassen, eine bereits vorgefertigte Idee wieder fallen zu lassen!
Guter Artikel, den werd ich demnächst verlinken! Gruss, Uli
Sonja
Hallo. Ich denke auch dass beim Bloggen das wichtige ist, alles zu schreiben was man will unabhängig ob der eine oder andere schon davon geschrieben hat. Die meisten Menschen sehen nicht alles mit denselben Augen, und verschiedene Perspektiven von derselben Sache sind immer gut. Grüße und viel Spaß beim Bloggen. Sonja
Christian
Sollte ich beim Schreiben eines Artikels feststellen das schon andere darüber gebloggt haben, lese ich mir die Artikel durch und versuche deren Eindrücke und Erfahrungen zu dem Thema in einem gewissen Rahmen mit einzubringen, um dem Artikel einen Mehrwert zu verleihen. Sollten es gute Tipps sein auf die ich so nicht gekommen wäre, verlinke ich zu dem Artikel.