08.02.11

Diesmal war es Martin Mißfeld  (tagseoblog), der mit ein paar mehr Fragen beantwortet hat. Das Interview ist etwas länger geworden, deshalb holt euch einfach noch einen Kaffee und haltet durch 😛

Das Interview

Hallo Martin und danke dass du dir die Zeit nimmst meine Fragen zu beantworten. Vorweg die immer gleichbleibende Bitte der Vorstellung. Wer bist du und warum bist du so? 😉

Immer das Gleiche … Martin Mißfeldt, Künstler und Bilder-Seo

In aller erster Linie bist du also Künstler. Ich bin vor Längerem schon durch das Speed-Painting Video „F1-Crash“ auf dich aufmerksam geworden. Zum Angucken ist Speed-Painting wirklich eine feine Sache. Wie viel Arbeit steckt hinter so einem Video, dass im Zeitraffer ja nicht mehr als ein paar Minuten dauert?

In aller Regel dauert es einen Tag. Irgendwann vorher habe ich eine „Idee“. Dann setze ich mich morgens hin, recherchiere Bildmaterial, lege eine neue Datei in Photoshop an und werfe den AutoScreenRecorder an. Dann lege ich los: mit digitalem Stift male ich auf meinem Grafiktablett rum. So ca. alle 15-20 Minuten mache ich eine Pause, speichere das mitlaufende Video-Rohmaterial ab und trinke einen Kaffee und überlege, wie es weitergeht. Das Ganze dauert dann ca. 4-5 Stunden, wovon ca. 3 Stunden effektive Malzeit sind (ohne „h“ 😉 ).

Anschließend baue ich das Rohmaterial mit AfterEffects zusammen. Meist dauert es am längsten eine geeignete Musik zu finden.

Auf deiner Künstler-Website Martin-Missfeldt.de sprichst du in der dritten Person von dir, ist das ein Künstler-Tick oder hat das bestimmte Gründe?

Das hat sich so ergeben. Als ich die Seite von ca. 5 Jahren angelegt habe, fand ich es „seriöser“ und für den Leser angenehmer, die Texte zu lesen. Heute würde ich das anders machen. Aber alles umzuschreiben wäre viel zu viel Arbeit. Daher lasse ich es dort dabei.

[Aus persönlichem Interesse] Ohne Grafiktablett wird man nicht weit kommen. Auf was sollte man achten, wenn man sich ein Grafiktablett zulegen möchte? Kannst du da Empfehlungen geben?

Ehrlich gesagt habe ich seit Jahren mein altes Wacom Intuos3 A4, und ich bin super zufrieden damit. Ich habe mal bei Kollegen für ein paar Minuten auf anderen Modellen gearbeitet, aber die waren anders eingestellt. Im Grunde kann man sich wahrscheinlich an alles gewöhnen… außer:

Für ein Trickfilm-Projekt wurde mir mal ein Cintiq zur Verfügung gestellt (so eine Nobelmühle, bei der man direkt auf dem Screen malt.) Das ging gar nicht, und schon nach wenigen Stunden habe ich mein Tablett wieder rausgeholt. Der Grund ist ganz banal: ich habe mich total daran gewöhnt, immer das ganze Bild beim Malen vor Augen zu haben. Beim Cintic lag ständig meine doofe Hand im Bild rum…

Wie sieht es als Künstler aus – Kann man von der Kunst leben auch wenn man nicht Picasso heißt? Welche Rolle spielt dabei das Internet?

Die Frage ist zu komplex, als sie vernünftig beantworten zu können. Ganz grob: Kunst wird idealisiert und nach wie vor romantisch verklärt, und dafür nehmen viele Künstler deutliche Abstriche bei den Lebensverhältnissen in Kauf. Ich habe inzwischen eine Familie – und die sollen nicht unter meinem Kunstwahn leiden.

Daher versuche ich, beides unter einen Hut zu bekommen. Aber das, was ich in aller Regel mache, um im Netz Feedback zu erhaschen, hat nichts mit Kunst zu tun. Meine Bilder müssen erst noch gemalt werden… Ich befinde mich quasi in einer sehr langen Pause…

Wenn man sich die Bereiche Kunst und SEO anguckt, findet man wenig, das sich kreuzt. Warum du gerade zum Bilder- und Video-SEO gekommen bist, liegt mehr oder weniger auf der Hand. Meine Frage wäre aber, wie du überhaupt auf das Thema SEO gekommen bist?

Über das Bilder-Seo zum Seo. Die Frage ist eher, warum ich der Versuchung erlegen war, statt zu sagen: Bilder-Seo und keinen Schritt weiter. Vermutlich hat mich diese Netzgedöns getrieben, und die Freude am Austausch und bloggen. Die Bilder-Seo Szene ist ja doch etwas begrenzt. Da würde wir vier, fünf  Hanseln uns doch eher langweilen, wenn wir nicht in andere Bereiche hineinschnuppern würden…

Welche Bedeutung würdest du dem Bilder- und Video-SEO zuschreiben? Eher eine grundlegen Sache, die man nicht vergessen darf oder sollte man das eher als zusätzlichen Optimierungs-Schritt sehen, wenn man die anderen Bereiche schon abgearbeitet hat?

Das sind zwei verschiedene Sachen: Bilder-Seo ist an sich ganz einfach. Wenn man die von mir beschriebenen Grundlagen anwendet, hat man schon ca. 75% der Miete im Sack. Und wenn die Bilder gut sind, und man nicht nur auf „Money-keys“ spammt („megan-fox.jpg“), sondern die Bilder vernünftig benennt, dann kann man dadurch einiges an Traffic mitnehmen.

Video-SEO ist viel stärker von Social-media abhängig. Ein Video kann man meiner Meinung nach nur dann bei relevanten keys vorne platzieren (egal ob Google oder youTube-Suche), wenn das Video viral verbreitet wird. Und das ist sehr aufwändig, da man sich dafür eine richtige „Zielgruppen-Community“ aufbauen muss und auch sonst gute Connections zu „multiplikatoren“ oder „Power-Usern“ haben muss.

Kurz: bei Bildern kann man onpage schon sehr viel erreichen, bei Videos ist das viel schwieriger.

Insgesamt denke ich, dass Videos eine immer wichtigere Rolle spielen werden. Ich denke, dass wir bald eine Suche innerhalb von Videos erleben werden (Anfänge sind bereist da).

Du beobachtest immer genau, wie sich die Bildersuche und die Indexierung seitens der Suchmaschinen entwickelt. Teilweise ist das wohl ein Geduldsspiel, bis die Suchmaschinen die Bilder im Index haben – Was sind deine aktuellen Erfahrungen?

Seit Anfang November macht das richtig Spass: denn neue Bilder sind in ca. 4-5 Tagen im Index. Wobei das auch von den Projekten abhängt. Prinzpiell ist es gut und hilfreich, regelmäßig neue Bilder hochzuladen. Der Bot dankt es, indem er häufig vorbeischaut. Bei Projekten, auf denen ich nur sporadisch neue Bilder hochlade, dauert es oft länger.

Aber klar ist: durch die flotte Indexierung hat Bilder-Seo eine ganz neue Relevanz erhalten. Erst jetzt lohnt es sich, Seo als Dienstleistung anzubieten bzw. zu beauftragen. Denn voher musste ich immer sagen: so in 4/5 Monaten setzen wir uns mal zusammen und schauen, was daraus geworden ist. Nun kann man die Veränderungen innehalb weniger Wochen beobachten.

Nun hast du auch eine englische Version vom tagseoblog online. Wie bist du auf die Idee gekommen, was ist der Reiz dabei?

Ich habe mich mehrfach darüber geärgert, dass meine Artikel mit Autotranslator in engl. Spam-Blogs eingebunden wurden. Außerdem liegt die Hauptarbeit bei meinen Artikeln im Nachdenken, nicht im Schreiben. Wenn ein Artikel ca. 2-3 Stunden dauert, dann macht das Schreiben höchstens ein Viertel der Zeit aus. Es ist also „effektiv“, die Artikel ins Englsiche zu übersetzen.

Hinzu kommt, dass ich schon seit langem das Gefühl habe, meine Englsich-Kenntnisse seien verbesserungswürdig. Und so ein englischer Blog ist schon ein Ansporn (hoffe ich 😉 )

Kannst du schon parallelen oder auch Unterschiede zwischen der deutschen und der englischsprachigen Blogosphäre spüren, oder verhält sich das bis auf die Reichweite ähnlich?

Mein Probelm ist, dass ich eine komplett neue Leserschaft aufbauen will/muss. Und die will erst mal gefunden werden. Insgesamt denke ich, dass das Potential für einen englisch-sprachigen Blog natürlich wesentlich größer ist. Aber was mir schon auffällt: ein sicherer Umgang mit Sprache, vor allem eben auch mit den Feinheiten der Sprache, ist schon sehr wichtig. Außerdem fehlt mir natürlich ein „anglo-amerikanischer Kultur-Background“. Im Deutschen passiert das automatisch, im englischen muss ich diese Kulturverständnis erst noch erlernen.

Nun noch zwei Fragen aus relativ aktuellem Anlass. Stichwort „Bloggergate“ – Ich will gar nicht auf den Kindergeburtstag an sich eingehen, sondern vielmehr auf die daraus resultierenden Themen, die sich momentan überall finden. Wie ist deine Meinung zum Thema Schleichwerbung? Ist Link-Kauf böse und wie sollte man Links kennzeichnen?

Ich finde Bloggergate bzw. das, was sich daraus entwickelt, ganz gut. Denn es wird nun mal eine ehrliche Debatte geführt, die weit über Seo und Google hinausgeht.

Ich denke, es geht letzlich um Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit. Ich setze meine Links, wie ich will. Ob ich dafür Geld bekomme, ist doch total egal. Die Frage ist: sind es ehrliche Links, die auch tatsächlich einer Empfehlung entsprechen (ich könnte z.B. ohne Probleme Wacon Grafiktablett s.o. verlinken), oder sind es „nur“ gekaufte Links.

Sowohl Google als auch die Leser müssen das klären. Und ich muss dafür sorgen, dass ich glaubhaft und ehrlich bleibe. Was ich mir auf keinen Fall durch diese Debatte vermiesen lassen möchte, ist, ehrliche Linkempfehlungen zu setzen, ohne Angst haben zu müssen, dass mich Google oder die Leser abstrafen.

Ich selber habe noch nie einen Link verkauft. Ich habe auch erst insgesamt 2 oder 3 Links getauscht (weil ich die Zielseiten nicht kannte, aber dann auch so verlinkt hätte). Aber:

Vor kurzer Zeit ging es noch um die Frage, wie man eigentlich die ganze Arbeit, die Blogger sich machen, angemessen honorieren könnte. Link-Verkauf ist im Grunde so ein Modell. Es ist meines Erachtens blauäugig, was da jetzt an überraschten Minen – vor allem von vermeintlichen „Top-Bloggern“ – geheuchelt wird.

Letzlich ist es an Google, die Sache in den Griff zu bekommen. Die Aufforderung „nofollow“ zu verlinken, ist vielleicht etwas zu naiv. Ich würde sagen: einfach die Wichtigkeit von Links drastisch senken, und stattdessen auf semantische Onpage-Analyse und Klickrate setzen.

Wie siehst du die Stimmung und die Umgangsweise in der Blogosphäre. Gibt es da generell ein Miteinander, oder glaubst du dass jeder verhauen wird, der sich einen groben Fehltritt erlaubt? Kommt es vielleicht auch nur auf die Art und Weise an, wie ein Fehler öffentlich gemacht wird?

Ich habe schon viele Fehler begangen, vor allem voreilig etwas ins Blaue geschrieben, ohne vorher gründlicher zu recherchieren. Aber glücklicherweise wurde es mir verziehen 😉

Es ist einfach das Gesamtbild, das zählt. Wenn jemand in seinem Blog zum Beispiel nur netbooks verticken möchte, dann wird man der Person auf einer persönlcihen Ebene nicht so recht trauen. Und dann ist das „Ätschibätschi-Potential“ natürlich ungleicht größer, wenn so jemand mal einen vorn Latz kriegt. Wer ehrlich und authentisch ist und den Lesern das Gefühl gibt, dass sie nicht nur Provisions-Kaufvieh sind, hat es vermutlich leichter. Aber das ist und bleibt eine Gratwanderung. Je größer ein Blog wird und je mehr man (scheinbar) damit umsetzt, um so größer wird das Misstrauen.

Letzte Frage jetzt, Ehrenwort! 😉

Du hast das Projekt Webmaster-Friday ins Leben gerufen, an dem sich mittlerweile einige Blogger regelmäßig beteiligen. Was für Erfahrungen hast du mit dem Projekt gemacht – wie hat sich der WMF entwickelt? Wie kann man dich vielleicht bei diesem Projekt unterstützen?

Ich denke, der WMF hat sich nach einer schwierigen Zeit gut entwickelt. Er bietet insbesondere kleinen und neuen Blog eine gute Gelegenheit, Gleichgesinnte zu finden.

Der WMF ist ein Gemeinschaftsprojekt. Wenn sich niemand beteiligen würde, wäre die Seite tot. Ich habe nicht vor,am Konzept etwas zu ändern. Und da das Rediesign ja nun durch ist, kann es erst mal wieder ein Jahr so weiterlaufen.

Das einzige, was natürlich Woche für Wcohe ansteht, ist ein Thema zu finden, dass viele motiviert, mitzumachen. Wer Ideen hat, ist herzlich eingeladen, sie einzureichen. Aber bislang fällt mir auch so immer etwas ein.

Martin, ich danke dir vielmals für deine Antworten und die damit verbundene Zeit. Sind irgendwie mehr Fragen geworden als geplant, aber wenns läuft, dann läufts 😉 Ich hoffe dir hat das Interview auch ein wenig Spaß und Freude bereitet und wünsche dir mit deinen Projekten alles Gute und viel Erfolg!

Danke auch, schöne Fragen 🙂


Ihr habt durchgehalten? Klasse. Das Interview mit Martin ist meiner Meinung nach sehr lesenswert. Normalerweise würde ich noch ein paar Worte darüber verlieren, aber das Interview war schon lang genug. Deshalb gibt es jetzt zum Abschluss noch die Links von Martin:

tagseoblog: Blog (de)RSS (de)Blog (en)RSS (en)
Follow @Missfeldt
Martin Mißfeldt: Künstler-WebsiteDuplicon

Ich hoffe euch hat das Interview gefallen. Optimiert ihr eure Bilder? Wie steht ihr zu seinen Aussagen zum Bloggergate bzw. der daraus resultierenden Debatte?

Über den Autor Ralf Bohnert

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