28.12.10

Nun gibt es mal ein Interview, das vom Inhalt wenig mit den Inhalten meines Blogs gemein hat. Aber das muss ja auch nicht sein. Zur Abwechslung nun also ein Interview mit Jens und Marco von laester.tv. Viel Spaß!

Hi Jens, Hi Marco. Da euer Blog laester.tv und mein Blog keine wirklich thematischen Gemeinsamkeiten haben, würde ich euch bitten, euch meinen Lesern kurz vorzustellen. Was treibt ihr außer Bloggen? Was macht ihr beruflich?

Jens: Hey, wie meinst du das? Außer bloggen? Macht man sonst noch was anderes? Kleiner Scherz, ich bin selbstständig, betreibe einen kleinen Versandhandel und bin somit in der glücklichen Situation, mir die Zeit frei einteilen zu können. Wenn ich also nicht gerade auf dem Mountainbike durch die Gegend fahre, ja dann kann es auch schon mal sein, dass ich etwas „blogge“ ;).

Marco: So im Real Life, von dem ich letztens gehört habe? Scherz beiseite, bin Teilzeit-Chauffeur und habe eine Familie. Autos sind ein Hobby, auch wenn wir derzeit gar keins haben.

Euer Blog laester.tv findet immer mehr Anhänger im Netz. Kein Wunder, denn ohne eine gewisse Portion Humor und Ironie lässt sich das heutige Fernsehprogramm nicht mehr ertragen. Aber erzählt doch selbst ein bisschen – Was genau findet man auf eurem Blog? Wie entstand die Idee dahinter?

Marco: Bei uns findet man vor allen humoristisch aufbereitete Berichterstattungen zu meist komplett sinnfreien Fernsehinhalten. Der Leser braucht sich diese ganzen schrecklichen Formate also nicht mehr selbst ansehen, sondern kann bei uns die Zusammenfassungen lesen und kann somit beim täglichen Bürotratsch mitreden.

Jens: Puh, wie entstand die Idee? Ich glaube Marco und ich haben mal wieder (wie so oft) miteinander telefoniert, dabei haben wir über eine Fernsehsendung gelästert, die wir wohl beide gesehen hatten und dann kam uns auch recht schnell die Idee, dass man daraus einen Blog machen könnte. Wir sind Macher – also Gedanken werden schnellstmöglich umgesetzt, aus dem Grund wurde dann auch am 01.06.2010 der Blog online gestellt. Ich glaube den Grundgedanken dazu hatten wir nur 2 Tage vorher ;).

Nun lästert/bloggt ihr ja über alle möglichen Formate – von Bauer sucht Frau, bis Popstars – Eurer Berichterstattung nach zu urteilen, verbringt ihr eure Freizeit vorwiegend mit dem Sichten der Sendungen. Wie kommt man damit auf Dauer psychisch zurecht? Hinterlässt diese Art von Freizeit-Aktivität bleibende Schäden?

Jens: Gute Frage, wir machen das ganze ja nun etwas über 6 Monate und ganz ehrlich, wenn ich nun mal nur für mich sprechen darf: Ich bin schon recht abgestumpft, sprich ich schaue mir die Sendungen an mit dem Ziel darüber zu lästern, das heißt den Rest „sehe“ ich schon gar nicht mehr. Bei dem Sichten der Sendungen benutze ich aber auch gerne den Festplattenrekorder, so überspule ich langweilige Acts und die Werbung und kann so die Zeit etwas minimieren.

Marco: Im Gegensatz zu meinem technisch besser ausgerüsteten Kollegen gucke ich mir den ganzen Müll in Echtzeit an. Allerdings habe ich auch eine Frau, die das eh guckt. Dann kann ich ja auch drüber schreiben. Ob die Psyche auf Dauer einen Schaden davon trägt, kann ich jetzt noch nicht mit Bestimmtheit sagen, freue mich aber bereits jetzt auf die Diskussion mit der Krankenkasse zwecks Übernahme der Therapiesitzungen.

Aber mal im Ernst: Wie würdet ihr das TV-Programm der heutigen Zeit beschreiben? Ist eurer Meinung nach in Zukunft Besserung in Sicht, oder werden Formate wie „Schwiegertochter gesucht“ unsere TV-Zukunft?

Marco: Eine Besserung darf in Ermangelung von lästerfähigem Material nicht stattfinden. Meiner Meinung nach besteht dahingehend aber keinerlei Gefahr. Die Schamgrenzen bei manchen Sendern rutschen immer weiter ins Bodenlose und so wird unser Aufwand eher mehr. Wenn wir Pech haben, werden wir demnächst 28 Stunden pro Tag fernsehen müssen, um das alles verarbeiten zu können.

Jens: Mmmh, früher habe ich gedacht, dass Pay-TV die Zukunft sein wird und ich glaube eigentlich immer noch daran, aber soweit sind wir noch nicht in Deutschland. In der nahen Zukunft kommt z.B. wieder das Dschungelcamp und / oder DSDS, also ist in naher Zukunft noch keine Besserung in Sicht 😉 – und ausserdem hätten wir ja dann nichts mehr zu lästern.

Ihr habt auf laester.tv tolle Karikaturen von euch, die es auch in mehreren Gemütslagen gibt. Wie seid ihr darauf gekommen? Habt ihr diese selbst umgesetzt?

Jens: Das Lob müssen wir weitergeben an unseren Robert Werner aka www.toonmix.de , Marco und ich waren uns recht schnell einig, dass wir den Blog etwas „aufwerten“ wollen. Da wir kaum Bilder einbinden können (da wir aus urheberrechtlichen Gründen oft davon Abstand nehmen) und unsere persönliche Meinung auch illustrieren wollten, entschieden wir uns für die Comics, die Robert in unserem Auftrag gezeichnet hat und ich glaube den Marco hat er auch ganz gut getroffen ;).

Marco: Die ursprüngliche Idee lieferten die beiden Alte aus der Muppet Show. Darauf folgte die Idee von uns beiden auf einer Couch. Da wir aber ein paar Kilometer voneinander entfernt wohnen, kam uns die Idee mit der Zeichnung. Daraus entstand das Bild das man im Header von laester.TV bewundern kann. Und dann folgte der Rest.

Folgendes Zitat hab ich bei euch gelesen: „Ironie ist ein Stilmittel welches Intelligenz beim Empfänger voraussetzt…“ – Nun kann ich mir vorstellen, dass in euren Kommentaren manchmal auch Leute schreiben, die mit Intelligenz nicht sehr viel am Hut haben, ich denke das bringen die Themen/TV-Formate mit sich. Welche Erfahrungen habt ihr in diesem Bereich gemacht?

Jens: Gutes Zitat, ist von mir 😉 – bzw. ich habe es in meinem Deutschkurs vom Deutschlehrer so eingetrichtert bekommen und inzwischen verwende ich es sehr gerne, besonders bei solchen Kommentaren. Im Blog selber geht das noch, in unserem YouTube Channel ist das schlimmer, da werden wir häufiger „beschimpft“, aber das prallt an uns ab, wir bloggen bereits zu lange (mit unseren privaten Blogs) als ob uns das irritieren könnte. Wir sind im Blog für jeden Kommentar dankbar, also stellen wir auch Kritik online – nur beleidigende Kommentare werden zensiert.

Lustig finden wir die häufig wiederkehrenden Kommentare à la „Warum lästert ihr? Müsst euch das doch nicht anschauen!“ – das stimmt zwar, aber wir haben halt laester.TV und nicht findichknorke.de 😉 , aber ich glaube Marco kann dazu noch mehr sagen.

Marco: Manche Menschen sind aber auch echt zu doof. Oder machen sich einfach nicht die Mühe, sich nur mal umzusehen. Sie landen über eine Suchmaschine, in die sie „Rosi von Bauer sucht Frau nackt“ eingegeben haben, in einem unserer Beiträge, in dem wir über besagte Rosi lästern und schon stänkern sie rum. Würden sie einfach mal schauen, wie die Seite heißt, auf der sie gelandet sind, könnten sie sich das Gemeckere sparen.

Wie viel Zeit verbringt ihr in der Woche mit dem Sichten der TV-Sendungen und dem damit verbundenen Bloggen?

Jens: Gute Frage, an dem Interview hier sitze ich aktuell länger als an einem Beitrag auf laester.TV – ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, da ich teilweise die Sendungen ja sowieso sehen würde – nun halt noch mit dem Unterschied, dass ich tatsächlich total Oldskool mit Stift und Papier bewaffnet mitschreibe. Für das reine Schreiben geht dann also ca. ne Stunde pro Tag für den Blog drauf, mal mehr – mal weniger.

Marco: Kommt sich darauf an, ob ich live mitschreibe und welche Sendung es ist. Beim Supertalent ist es z. B. Horror. Da tippe ich während der elendig lang dauernden Show schon einen Haufen Stichworte mit, die ich dann in den Werbepausen und nach der Sendung in lesbare Sätze verwandel. Da kann man also am Samstagabend schon mal 5 Stunden sitzen. Beiträge zu alten Fernsehserien gehen da schon schneller.

Was macht ihr für die Vermarktung von eurem Projekt? Habt ihr zukünftig kommerzielle Absichten, oder ist und bleibt laester.tv ein rein privates Projekt ohne jegliche Gewinnabsichten?

Jens: Kommerzielle Absichten? Gewinnabsichten? Geht das? Kleiner Scherz, du sprichst das Thema Blogmonetarisierung an und dazu kann ich nur sagen, dass Marco und ich uns von Anfang an das Ziel gesetzt haben, dass der Blog sich selber tragen muss.  Wir setzen Ref-Links zu Amazon und das Ganze „funktioniert“ auch schon, sind aber auch in anderen Partnersystemen wie z.B. zanox und trigami angemeldet. Die Kosten für laester.TV sind ja „noch im Rahmen“ – von daher passt das und reich wollen wir mit dem Blog nicht werden, wir wollen unterhalten. laester.TV ist quasi unsere Bühne, wenn man uns mit den beiden Opas der Muppet Show vergleichen mag. Also deine Frage kann ich klar mit einem JA beantworten, der Blog hat kommerzielle Absichten – aber nicht um jeden Preis, trigami Beiträge schreiben wir z.B. nur wenn diese einen Fernseh- / TV- / Bild- / Musikbezug haben, das Ganze ist somit schon soweit eingegrenzt, dass es kaum vorkommt und somit auch sicherlich unsere Stammleser nicht stören sollte. Bei unseren Gewinnspielen lassen wir uns gerne von Gewinnspiel-Partnern unterstützen.

Marco: Dem ist, glaube ich, nichts mehr hinzuzufügen, oder?

Was könnt ihr anderen mit auf den Weg geben, die dabei sind einen Blog zu starten. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Was sollte man unbedingt mitbringen um einen erfolgreichen Blog zu schaffen?

Jens: Die Frage ist ja, wann ist ein Blog erfolgreich? Wie misst man das? Wir hatten vor Kurzem zum ersten Mal 6.000 Besucher pro Tag, wir haben mehrere Beiträge die haben über 50 Kommentare, aber sind wir deswegen erfolgreich? Ich glaube nicht, aber wir sind auf dem richtigen Weg, denn in der Zielgruppe sind wir scheinbar angekommen, Tante Google und Onkel Yahoo spülen uns ein paar Besucher an und auch laester.TV wird immer häufiger als Suchbegriff eingegeben.

Neuen Bloggern kann ich nur ans Herz legen: Verstellt euch nicht, bloggt mit viel Freude und vor allem bloggt nicht unter „Zwang“ – bei laester.TV haben wir uns den Zwang selbst auferlegt, wer A sagt muss auch B sagen, aus dem Grund sind wir ja auch zu zweit, wenn Marco mal verhindert ist spring ich ein und wenn ich mal keinen Bock habe, ist er für mich und den Blog da.

Konzentriert euch auf eine Nische, wenn ihr dabei bleibt und ständig guten Content (dessen Qualität ja auch im Auge des Betrachters liegt) abliefert, werdet ihr in eurer spezifischen Zielgruppe Erfolg haben. Ein Blogger über Wohnbusse z. B. wird niemals die Besucherzahlen erreichen, die ein Blogger über technische Spielzeuge / Gadgets / Computer erzielen wird, kann aber in seiner Sparte trotzdem sehr erfolgreich sein.

Aller Anfang ist schwer, mein privater Blog ( www.jens-stratmann.de ) dümpelte am Anfang monatelang mit 50-100 Besuchern pro Tag rum, bei laester.TV hatten wir mehr Glück, an guten Tagen sind es  4.000-6.000, an schlechten halt „nur“ 1.000-2.000. Für einen Blog, den es erst ein halbes Jahr gibt, aber schon gute Zahlen, denke ich zumindest.

Marco: Wie üblich hat Herr Jens in seinem Monolog schon alles Wesentliche erwähnt. Wichtig sind noch die Punkte Marketing und Interaktion. Was nutzt einem das schönste Blog, wenn es keiner findet? Also bei diversen Bloglisten / -verzeichnissen anmelden, Twittern und Facebooken und schon kommen die Besucher. Natürlich nur, wenn die Beiträge auch brauchbar sind. Mit Interaktion meine ich das Kommentieren in anderen Blogs (natürlich nur, wenn man etwas Sinnvolles beizutragen hat) und Beantworten von Kommentaren im eigenen Blog.

Wenn ihr möchtet, könnt ihr hier etwas Eigenwerbung betreiben:

Jens: Oh, habe ich ja schon gerade 😉 – naja, ich blogge halt noch auf www.jens-stratmann.de und ganz aktuell haben Marco und ich ein neues Projekt an den Start gebracht, aber da kann der Marco viel besser erklären um was es da geht…

Marco: Da der Jens und ich autoverrückt sind, haben wir da vor ca. einer Woche unser neues Projekt „Rad-ab.com – Das etwas andere Auto-Blog“ gestartet, welches unter www.rad-ab.com zu erreichen ist. Zwar habe ich auf meinem privaten Blog www.stoehr24.de schon viel aus dem Bereich Automobiles gepostet, aber ein separates Blog zum Thema wollte ich schon immer machen. Dies soll aber keines dieser „0815-Neuwagen-Pressemitteilungs-Blogs“ werden, sondern eine Vielfalt an Fahrzeugen jeglichen Alters präsentieren. Und dies wie bei laester.TV auch gerne mal mit etwas Humor angereichert und nicht so staubtrocken wie in manchen Autozeitungen.

Vielen Dank Jens und Marco, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine teils ernsten und teils bescheuerten Fragen zu beantworten. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!

Jens: Wir haben zu danken!

Marco: Ach, es gab auch ernste Fragen? (*hochscroll*). Wir danken für die Möglichkeit der Selbstbeweihräucherung und für die Aufmerksamkeit Deiner Leser, die bis hierher durchgehalten haben. AUFWACHEN! Ich habe fertig!


Ich musste bei diesem Interview mehrfach schmunzeln. Ich hoffe euch geht es auch so und euch hat das Interview gefallen. Auch Jens und Marco habe recht ausführliche Antworten gegeben, was mich natürlich freut.

Und hier wie gewohnt alle Links in der Übersicht:

laester.tv: BlogRSSFacebookYouTube
Jens Stratmann: BlogRSS
rad-ab: BlogRSS
Follow Jens und Marco: @laestertv@stoehr24de@Jens1979

Über den Autor Ralf Bohnert

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8 Kommentare für “Das etwas andere Interview: Jens und Marco von laester.tv”

  1. Die Antworten haben wir gerne gegeben, vielen Dank für die Möglichkeit hier in deinem Blog unser kleines Projekt vorzustellen. Bei weiteren Fragen stehen wir auch gerne hier in den Kommentaren zur Verfügung!

    Gruß,

    Jens

  2. Gerne doch. Wenn ich aber eure Besucherzahlen lese, ist das Projekt gar nicht mehr so klein! 😉

  3. Nun, das liegt wohl an der thematischen Auslegung, wenn wir natürlich über Sachen schreiben, die gerade im TV laufen, ist klar, dass Tante Google einige Besucher in die Bucht spült, wenn es stets wiederkehrende Protagonisten sind erhöht sich die Chance durch die Anzahl an Blogbeiträgen. Wir sind zufrieden, keine Frage – aber nach oben sind auch hier keine Grenzen 🙂

  4. Ja das stimmt schon. Da macht es wirklich die Zielgruppe und die Aktualität. Muss ich mal testen…ein Artikel über eine Trash-Sendung 😉 Mal gucken was es wirklich bringt!

  5. Viel Erfolg 😉 – kann dir jetzt schon sagen, dass sich die Besucherzahlen erst langsam steigern und das hier natürlich auch Content King ist – wie bei allen Blogs.

  6. Klasse Interview! Wie heißt es so schön: Humor ist wenn man trotzdem lacht…
    Bei mir steht schon seit über 20 Jahren keine Fimmerkiste mehr.

  7. @Karin – gerade dann ist unser Blogprojekt genau das richtige für dich, denn du musst es dir nicht anschauen, kannst aber trotzdem mitreden 😉

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