15.11.10

Ich bin wirklich froh, dass ich euch heute das Interview mit Vladimir Simovic aka Perun präsentieren darf. Perun ist WordPress-Experte und Autor von mehreren Fachbüchern und er hat sich die Zeit genommen, mir einige Fragen zu beantworten.

Auf Perun wurde ich schon vor ein paar Jahren aufmerksam. Damals fand ich ihn über die Seite vlad-design.de. Als ich anfing mich mit WordPress zu beschäftigen, bin ich dann perun.net gestolpert. Ich möchte aber gar nicht viel rumlabern, sondern direkt mit dem Interview beginnen, indem er sich selbst auch nochmal vorstellt.

Das Interview

Hi Perun. Danke dass du dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten. Die meisten werden dich wahrscheinlich kennen! Stelle dich bitte aber trotzdem kurz für die vor, die dich nicht kennen. Woher kommst du, was machst du beruflich und für was kann man dich abseits des Internets noch so begeistern?

Mein Name ist Vladimir Simovic, bin Baujahr 1973, verheiratet, Vater von zwei Söhnen und lebe in Köln. Selbständig bin ich seit Mitte 2003.

Zuerst nebenberuflich und seit 2004 auch hauptberuflich.

Mit WordPress beschäftige ich mich seit Januar 2004 und in Rahmen dessen sind neben diversen Webprojekten, die auf WP basieren, auch über 550 Blogartikel, mehrere Zeitschriftenartikel (u. a. c‘ und iX) und bis jetzt zwei Bücher zu diesem Thema erschienen.

Seit 1998 bist du im Internet unterwegs. 10 Jahre später hast du den Einzelunternehmer-Status abgelegt und mit deiner Frau die perun.net webwork GmbH gegründet. Mit welchen Aufgabenstellungen sollte man den die perun.net webwork GmbH beauftragen?

Das Fundament unserer Dienstleistung ist seit mehreren Jahren WordPress.

Um dieses Fundament herum bieten wir diverse Leistungen an: individuelle Umsetzungen, technische Betreuung, Beratung, Fachgutachten und Qualitätskontrolle, Schulungen, Optimierungen (u. a. in Bezug auf Performance) etc.

Aber auch der „Klassiker“, die Umsetzung von CSS-Layouts, mit dem ich 2003 angefangen habe, gehört weiterhin zu unseren angebotenen Leitungen.

Stichwort Gutachten und Qualitätskontrolle bei Webprojekten – Eine eurer Leistungen. Was kann man sich darunter vorstellen und in welchen Fällen ist es sinnvoll so eine Leistung in Anspruch zu nehmen?

Wir hatten in der Vergangenheit gut ein dutzend Fälle wo sich Leute an uns gewendet haben, weil sie mit der Umsetzung ihrer Projekte auf Basis von WordPress nicht zufrieden waren.

Unsere Aufgaben bestand darin sich das Projekt näher anzuschauen und einen Bericht zu verfassen.

Vielfach konnten wir die Kunden beruhigen, da wir keine wirklichen Mängel feststellen konnten. Das ist für die Kunden auch wichtig: ein gutes Bauchgefühl zu haben.

In einigen Fällen waren wir leider mit sehr schlechten Umsetzungen konfrontiert, teilweise waren auch Agenturen darunter, die eine …naja, nicht so gute Arbeit abgeliefert haben.

Die Fehler reichten von unsauberen HTML- und -CSS-Code, wie z. B.Tabellenlayouts oder Navigationen die nur auf Javascript basieren, über unnötige Plugins und sehr langsamen Websites. Mit dem von uns erstellten Bericht in der Hand hat der Kunde eine konkrete Grundlage für eine sachliche Diskussion mit seiner Agentur bzw. seinem Webdesigner.

Uns geht es nicht darum, den Kunden abzuwerben oder die Kollegen schlecht zu machen. Wir sehen uns hier als eine helfende und vermittelnde Instanz.

Der Auftraggeber hat eine Drittmeinung und der Auftragnehmer weiß jetzt evtl. konkreter worum es dem Auftraggeber geht oder wird durch uns in der Aussage bestätigt, dass dies oder jenes so nicht umsetzbar ist.

Was waren für dich/euch die ausschlaggebenden Gründe für die Gründung einer GmbH?

Die Gründung einer GmbH geschah aus mehreren Gründen. Ich wollte zum einen verhindern, dass durch irgendeinen Fehler meinerseits, meine Kindern in Mitleidenschaft gezogen werden. Als Einzelunternehmer haftet man auch mit seinem Privatvermögen.

Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Haftungsbeschränkung nicht endlos ist. Wer Zeit & Lust hat, kann sich gerne auf akademie.de die Artikel zum Stichwort „gmbh“, „gesellschafter“ und „haftung“ durchlesen.

Da wird man feststellen, dass die Haftungsbeschränkung sehr, sehr dünn ist.

Ein viel wichtiger Grund war, dass man bei einer GmbH die vertraglichen Bedingungen viel feiner gestalten kann, z. B. was passiert wenn ein Gesellschafter stirbt, was passiert wenn die Gesellschafter (die auch gleichzeitig Eheleute sind) sich scheiden lassen etc.

Die Fachbücher die du geschrieben hast und deine Arbeit als Blogger haben dir einen großen Bekanntheitsgrad im Internet beschert. Macht man sich da mehr Gedanken als vorher, wenn es an die Veröffentlichung eines neuen Artikels geht?

Manchmal. Es ist öfter als vorher, dass man sich Gedanken macht und kritischer nachfragt ob der Artikel sinnvoll ist und auch den Lesern weiter hilft. Das ist an sich nicht schlecht, aber zu viel davon kann auch den Schreibfluss hemmen.

Wie sieht ein Arbeitstag im Leben von Perun aus?

Auf welchen Zeitraum beziehst du dich? 🙂 Vor oder nach den Kindern?

Bis Dezember 2007 sah mein Arbeitsalltag folgendermaßen aus: Gegen 09:00 aufstehen, fertig machen, Kaffee, ins Arbeitszimmer gehen, Arbeiten bis ca. Mittag, Essen, Arbeiten bis ca. 18:00, Feierabend. Bei akuten Engpässen und Notfällen Arbeiten bis tief in die Nacht.

Seit dem die Kinder da sind schaut das ganze anders aus. Speziell jetzt wo ich in der Elternzeit bin schaffe ich es max. 1,5-2h am Tag zu arbeiten. Meistens wird auch das problematisch und es reicht für E-Mails, Recherche um auf dem Laufenden zu bleiben und Interviews zu beantworten. 🙂 Um den Rest kümmert sich momentan meine bessere Hälfte alleine. Sonst teilen wir uns so gut es geht die Arbeiten.

Außerhalb der Elternzeit sind bei zwei kleinen Kindern auch keine vollen 8-9h möglich. Ich würde mal sagen, bis die Kinder richtig in der KiTa sind, arbeite ich halbtags und zwar dann wenn Zeit da ist. Ich richte meine Arbeit nach meinen Kindern und der Familie aus.

Woher stammen die Ideen deiner Artikel? Schreibst du einfach über die Themen, die dir täglich begegnen, oder gehst du bewusst auf Themensuche?

Bewusst auf Themenjagd gehe ich so gut wie nie. Meistens sind das Zufälle, Diskussionen im Web (z. B. Twitter), Kommentare oder E-Mails, die einen zum Thema bringen.

Nun lesen die meisten Blogger, die sich mit WordPress beschäftigen auch deinen Blog – Aber welche Blogs liest du regelmäßig?

Momentan lese ich aus Zeitmangel so gut wie keine Weblogs und beschränke mich nur auf Twitter und die Linktipps dort.

Auf vielen Blogs, wie auch bei mir, gibt es Rezesionen zu deinen Fachbüchern. Liest du regelmäßig die erschienenen Artikel zu deinen Büchern oder ist dir egal, was darüber geschrieben wird? Reagierst du evtl. auch auf die Artikel, z.B. in Form eines Kommentars?

Nein, dass ist mir nicht egal, was die Leute über unsere/meine Bücher schreiben, immerhin haben wir in die Bücher sehr viel Zeit investiert.

Ja, wir verfolgen auch die Rezensionen und verlinken die auch auf der Website zu den Büchern. Wenn sich die Gelegenheit anbietet, dann kommentieren wir die Rezensionen auch.

Wenn wir gerade bei den Büchern sind. Fünf Bücher sind schon von dir erschienen. Unter Anderem zwei über WordPress (WordPress – Das Praxisbuch und Das Einsteigerseminar WordPress). Das Einsteigerseminar richtet sich auch an Einsteiger, aber auch das Praxisbuch fängt bei null an. Wer sollte nun welches Buch lesen?

Die Antwort beim Einsteigerseminar ist einfach: absolute Anfänger beim Thema WordPress. Allerdings sind HTML- und CSS-Grundlagen notwendig.

Beim Praxisbuch ist es wichtig das man schon Berührung mit WordPress oder einem ähnlichen System hatte, dann gute HTML- und CSS-Kenntnisse sowie das man zumindest absolute Grundlagen zu PHP kennt oder weiß wo man nachschlagen soll.

Immerhin wird in diesem Buch, neben dem redaktionellen Wissen, auch vermittelt wie man eigene WordPress-Themes erstellen kann.

Ein Vöglein hat mir gezwitschert, dass es bald die vierte Auflage des Praxisbuches geben soll. Wann wird diese erscheinen und lohnt es sich diese zu kaufen, wenn man schon die dritte Auflage im Regal stehen hat?

Die vierte Auflage von „WordPress – Das Praxisbuch“ soll noch dieses Jahr erscheinen. Ob sich der Kauf der vierten Auflage lohnt, wenn man schon die dritte Auflage besitzt, kann ich dir als Autor schwer beantworten. Ich würde sagen ja, weil doch einiges hinzugekommen ist, dass heißt aber noch lange nicht das die dritte Auflage veraltet und unbrauchbar ist.

Mal abgesehen vom Technischen eines Blogs (Das würde hier wohl den Rahmen sprengen) – Welche Tipps kannst du Bloggern geben, die noch vor Ihrem ersten Artikel stehen? Was ist wichtig für einen erfolgreichen Blog?

Das ganze soll dir Spaß machen. Suche dir ein Thema aus das dich interessiert und dann tue es einfach: es gibt nichts gutes außer man tut es. 🙂

Zum nächsten Buch – Geld 2.0. Ich habe das Buch gelesen, muss aber sagen, dass sich seit der Veröffentlichung doch einiges getan hat. Ist auch hier eine weitere Auflage zu erwarten, oder gibt es aktuelle Themen „nur“ über den Blog geld2null.de?

Momentan bin ich froh, dass wir es geschafft haben die vierte Auflage von Praxisbuch abzugeben. Am WordPress Kochbuch sitzen wir schon seit Ende 2009 und eine Aktualisierung von Einsteigerseminar ist auch geplant. Da bleibt leider auf absehbare Zeit kein Zeit übrig für eine Neuauflage von Geld 2.0.

Du hast ja schon mal preisgegeben, dass man als Fachbuchautor eher nicht reich wird – Wie sieht es mit einem Blog aus? Lässt sich damit gutes Geld verdienen?

Als Autor von IT-Fachbüchern wird man nicht reich. Da hast du Recht. Der Verlag behält ca. die Hälfte des Buchpreises, die andere Hälfte geht an Händler und an das Finanzamt. Von der Hälfte die ein Verlag behält wird alles bezahlt u. a. die Autoren. Je nach Buch und Vertrag bekommt man üblicherweise zwischen 9-12% Honorar und dieser bezieht sich auf die vorhin genannten 50%. Das heißt ich bekomme pro verkauften Buch zwischen

0,75 bis 1,90 Euro – je nach dem welches es ist.

Bis etwa September letzten Jahres konnte ich alleine mit den Einnahmen unserer Weblogs den Lebensunterhalt (Wohnung, Essen etc.) einer dreiköpfigen Familie in einer Großstadt decken. Den allergrößten Batzen verdiente ich, in dem ich offen und transparent Textlinks verkauft habe und im Footer und in der Sidebar eingebunden habe.

Irgendwann stand ich vor der Entscheidung den Textlink-Verkauf weiter zu forcieren, aber dies heimlich zu machen oder damit ganz aufzuhören. Ich habe mich für das zweite entschieden und seit dem verkaufe ich auf meinen Websites keine Textlinks mehr und binde lediglich Werbeformen (zu Werbung zähle ich auch Affiliate) ein, die Google-konform sind.

Der Verzicht auf die Textlinks hat sich zwar finanziell bemerkbar gemacht, war dennoch so weit kein Problem, weil ich von Anfang an geschaut habe, unsere Einnahmen auf mehrere Säulen zu verteilen:

  • Projektarbeiten
  • Werbung auf eigenen Projekten
  • Publikationen: Fachbücher und -Artikel
  • Schulungen

Momentan sind die Werbeeinnahmen ein netter Nebenverdienst, aber bei weitem nicht mehr so hoch wie sie es mal waren. Was zum einen Teil daran liegt, dass die die allermeisten Werbeformen nicht so lukrativ sind und zum anderen, weil mich die anderen Arbeiten (oder wie jetzt die Familie) so stark einbinden, dass ich keine Zeit habe um Testreihen durchzuführen um herauszufinden welche Werbung sich lohnt und welche nicht.

Welche weiteren Einnahme-Arten kannst du empfehlen, wenn man sich im Internet ein Geschäft aufbauen möchte?

Ich würde einfach sagen, dass es am besten ist wenn du ein konkretes Produkt hast, was man auch anfassen kann. Dann baust du dir ein Shop auf und verkaufst es dort. Zusätzlich verkaufst du dieses Produkt dann noch über Ebay und Amazon. Flankieren kannst du das ganze indem du selber Werbung schaltest oder ein eigens Affiliate-Programm startest.

Ich kenne jemanden der das macht und wenn ich seine mit meiner Lage (einem Dienstleister) oder mit der Lage von jemandem, der alleine von Affiliate-Einnahmen lebt, vergleiche, dann fährt der Kollege mit einem konkreten Produkt/-Reihe am besten.

Nun steht ein weiteres Buch in der Pipeline – Es handelt sich um „Das WordPress Kochbuch“. Ab wann ist dieses erhältlich und auf was dürfen wir uns im Inneren dieses Buches freuen?

Dies ist eine gute Frage. 🙂 Ich würde mal sagen es ist fertig wenn es fertig ist. 🙂

Perun, ich danke dir ganz herzlich dafür, dass du dir die Zeit genommen hast. Dir weiterhin alles Gute und wir hören/lesen voneinander.

😉 Danke!
Ich danke dir und viele Grüße an dich und deine Leser.


Ich finde es wirklich toll das sich Perun die Zeit genommen hat. Er hat viel um die Ohren und hat sich trotzdem die Mühe gemacht um die Fragen eines noch recht jungen Blogs auch ausführlich zu beantworten. Danke nochmal an dieser Stelle 😉

Und damit die Geschichte vollständig wird noch das gewohnte Futter für Twitter, RSS-Reader & Co.:

Perun.net: BlogRSSFacebook
geld2null.de: BlogRSS
Follow Perun: @vlad_perun

Hat euch das Interview mit Perun gefallen? Würde mich wie immer über Reaktionen freuen 😉

Über den Autor Ralf Bohnert

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7 Kommentare für “Interview mit Vladimir Simovic aka Perun – WordPress Experte und Fachbuch-Autor”

  1. Klasse Interview und auch richtig lang und ausführlich!
    Er ist ja richtig transparent wegen Tagesablauf und Familie – das gibt es selten! Aber echt krass das durch die Bücher 0,75 – 1,90 EUR nur eingenommen wird – das ist schon fast beschiss!
    Wenn man bedenkt das man bei einem Verkauf im eigenen Weblog 1,90 für z.b. ein 45 EUR Buch bekommt von Amazon, dier Autor des Buches aber das gleiche – irgendwas stimmt da doch nicht!

    Klasse Interview! Hoffe es folgen noch mehr 🙂
    lg Marcus

  2. Wirklich ein gutes Interview. Ich kenne Vlad aus einigen „Geprächen“ (schriftlich) und muss sagen, wenn es mit WordPress mal irgendwo klemmt, ist Vlad neben Sergej mein erster Ansprechpartner. 🙂

    Schön im Interview mal andere Fragen und Antworten gelesen zu haben, als immer nur den Standard-Kram der an jeder Ecke steht. 🙂

  3. @Marcus, jetzt weißt du warum Perun sein eigenes Buch via Amazonlink im Blog bewirbt 😉
    Ich denke wenn man ein erfolgreiches Fachbuch geschrieben hat, ist die Eigenvermaktung noch der höchste Gewinn.

    @Soeren, freut mich dass dir das Interview gefällt. Und es freut mich auch, das es sich lohnt sich mit den Fragen soviel Mühe zu geben und nicht dieselben Fragen an 50 Leute rauszuschicken, nur damit Content entsteht!

  4. Ich „kenne“ Perun aus meinem Blogger-Leben, habe eins seiner Bücher und bin recht oft Besucher auf perun.net. Ich mag seinen Schreibstil und wie er mit seinen Lesern kommuniziert…

    Das Interview hat mir soeben eine Regionalbahnfahrt velkürzt. Gut gewählte Fragen, hat Spaß gemacht zu lesen – danke.

  5. Vielen Dank für das Interview! Kleiner Typo-Tipp an Bohn: Google mal nach dem Unterschied zwischen „Rezession“ und „Rezension“… 😉

  6. @zonebattler, Danke für den Hinweis. Typischer Fall von richtig gemeint und das falsche geschrieben. 😉
    Freut mich aber, dass die das Interview gefallen hat.

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