Es ist Freitag und damit wieder Zeit für den Webmaster-Friday. Thema heute: „Linkgeiz und Recherche – ein Zusammenhang?“. Gibt es da wirklich einen Zusammenhang?
Art und Umfang einer Recherche
Ich denke jeder hat so seine eigene Vorgehensweise wenn es um die Recherche für einen Artikel gibt. Egal ob man überhaupt recherchiert, wie man recherchiert und in welchem Umfang man recherchiert. Jeder macht es anders und jeder hat andere Ansichten dazu. Ich will an dieser Stelle einfach mal auf ein paar Punkte zum Thema Recherche eingehen:
Recherchieren ja oder nein?
Wenn man einen Artikel über ein bestimmtes Thema schreibt, stellt sich vor dem Schreiben die Frage, ob man dazu überhaupt recherchieren muss oder ob man sich auf seinen eigenen Wissensschatz konzentriert. Pauschalisieren kann man die Antwort aber nicht, denn es kommt immer a) auf die Art bzw. das Thema des Artikels an und b) was ich damit erreichen will.
Zusammengefasst heißt das, die Antwort auf diese Frage, ergibt sich aus Art und Ziel eines Artikels. Schauen wir uns das etwas genauer an.
Meinungen
Will ich zu einem Thema einfach nur den Standpunkt meiner Meinung offenlegen, muss ich dazu nicht wirklich viel recherchieren. Gutes Beispiel ist dieser Artikel bzw. die meisten Artikel des Webmaster-Fridays.
Es wird ein bestimmtes Thema behandelt und Blogger, die dazu eine Meinung haben, sind aufgefordert diese in Form eines Artikels auf ihrem Blog zu äußern. So entsteht eine Sammlung verschiedener Meinungen und Ansichten.
Für diese Artikel recherchiere zumindest ich nicht. Ich lese das Thema und wenn es mich anspricht schreibe ich meine Meinung nieder. (Und setze einen Link zum Webmaster-Friday).
Interviews, Blogvorstellungen, Reviews
Interviewe ich einen Bloggerkollegen und stelle einen Blog vor, recherchiere ich z.B. auch. Wie soll ich ein interessantes Interview führen, wenn meine Fragen nicht auf den jeweiligen Blogger oder Blog eingehen.
Wie soll ich einen Blog vorstellen, wenn ich die Kernpunkte nicht kenne. Recherchieren ist hier also Pflicht. Und der Link kommt hier ganz natürlich zustande.
Bei Reviews muss ich z.B. das jeweilige Tool auch kenne. Was sind die Kernpunkte, wie lässt es sich bedienen. Ich muss also selbst testen und Infos sammeln. Und auch hier ist der Link selbstverständlich.
Bei Interviews und Reviews ist das Recherchieren also notwendig und der Link ein Muss.
Technische Tipps und Tutorials
Auch hier muss ich in der Regel recherchieren, soll am Ende doch was Gutes dabei herauskommen. Ok, man kann auch einfach andere Artikel abkupfern, aber das ist ein anders Thema, dass schon besprochen wurde.
„In der Regel“ muss ich recherchieren. Es gibt aber auch Tutorials oder Tipps, bei denen ich einfach aus meinen Erfahrungen berichte. Und diese muss auch mit einfließen, denn sonst sind alle Tutorials sehr ähnlich und der Leser hat nicht die Auswahlmöglichkeiten, mit welchem er am besten zu Recht kommt. Allerdings guckt man doch mal bei anderen nach, ob man vielleicht noch etwas vergessen hat oder wie man etwas am sinnvollsten wiedergibt.
Das wäre jetzt eine Variante, bei der das Verlinken angebracht und fair wäre, viele aber den Eindruck erwecken wollen, sie hätten das alles selbst aus ihrem Wissensschatz hervorgeholt, obwohl das eben nicht immer der Fall ist. Ein Link alla „Inspiriert durch“ oder „weitere Infos bei“ oder, oder, oder ist hier also sozusagen ein Gentlemen-Agreement.
Dasselbe gilt auch für Artikel die Hintergründe eines bestimmten Themas beleuchten. Die hat man sicher nicht alle selbst entdeckt 😉
Es gibt sicher noch etliche Beispiele für Artikelarten und die dazugehörige Recherchenotwendigkeit, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Gehen wir also nun auf das Thema Linkgeiz ein.
Mögliche Hintergründe für Linkgeiz
Der Möchtegern- Expertenstatus
Es gibt diverse Gründe für Linkgeiz. Da gibt es doch die Hampelmänner, die sich als Experten darstellen und eigentlich keinen Schimmer haben. Die verlinken sicherlich nicht, denn sie wollen ja den Expertenstatus untermauern. Setzen diese dann Links zu anderen richtigen Experten, könnte ihr Expertenstatus in Gefahr sein.
Die Faulen
Es gibt aber auch einfach nur diejenigen, die zu faul sind. Och….wo hab ich das nochmal gelesen? Ohhhh….jetzt noch den Linktitel! Ach…egal, ich lass es 😉 Schade, wenn man sich nicht die Mühe macht Quellen oder weiterführende Links zu nennen, denn man selbst hat doch ein Lächeln im Gesicht, wenn man auf einem anderen Blog als Quelle oder weiterführende Info verlinkt wird.
Die Unwissenden
Manche sind oft auch falsch informiert. Möchtegern- Experten sagen ja, ausgehende Links sind schlecht fürs Ranking. Außerdem ist der Leser dann weg. Hmm…..
Wie oben gibt es auch hier sicherlich noch andere Gründe, die hier den Rahmen sprengen würde. Interessant noch ein Punkt von Peer! Er schreibt, dass er das Verlinken in sozialen Netzwerken eine Hauptursache ist. Grob gesagt nach dem Motto: “Ich verlinke alles interessante bei Twitter, dann brauche ich das im Blog nicht auch noch tun.“ Sollte man sich mal Gedanken machen. Schöner Ansatz von Peer.
Hängt das Thema Recherche nun mit dem Thema Linkgeiz zusammen?
Ich denke nein. Auf jeden Fall könnte man es nicht so pauschal in Verbindung miteinander nennen.
Jeder hat seine eigenen Gründe und es kommt sowohl bei der Recherche, also auch beim Setzen von Links auf die Art des Artikels und das Thema an. Beispiele habe ich ja einige genannt.
Letztendlich lebt das Internet von Links zu/in guten Artikeln. Zu einem guten Artikel gehört je nach Art auch eine gute Recherche. Manchmal machen Links einen Artikel aber erst gut. Links sind richtig genutzt sogar ein Mehrwert für den Leser und bindet diesen auch.
Außerdem vernetzt man sich mit anderen Blogs, kommt mit deren Blogger in Kontakt, wird ebenfalls verlinkt und hat so doch genau das was man will:
Nette Kontakte, ein tolles Netzwerk, tolle Konversationen und jede Menge Traffic, Ruhm und Ehre 😉
– Over and Out –
Markus Bauer
Interessante Überlegung und ja, ich denke, dass es einen Zusammenhang gibt. Meine Beobachtung ist zumindest, dass oft gerade Blogger, die ihre Artikel offensichtlich mehr oder weniger aus der Hüfte schießen, (hochwertigere) Artikel bzw. weiterführende Informationen, die den eigenen Post aufwerten könnten, nicht verlinken. Grund dafür ist vermutlich teils mangelnde Recherche, und teils auch die Scheu vor dem direkten Vergleich. Eine weitere Beobachtung: Je besser vernetzt ein Blogger, desto sicherer sind zumindest Erwähnungen/Tweets (auch eher schwacher Artikel) durch „Family & Friends“ – was die Motivation gründlich zu recherchieren anscheinend senkt. Ist speziell unter „SEOs“ nicht ganz unüblich – ums mal ganz vorsichtig zu formulieren. Wobei gerade den Spezialisten eigentlich klar sein sollte, dass Domain-Diversität bei der Verlinkung – mit Blick auf die Rankings – das A&O ist. PS: Nicht wenige „SEO-Posts“ sind im Kern kürzer als dieser Kommentar 😉
Sebastian
Sehe das ählich wie Markus. Es gibt in (fast) jedem Bereich irgendwelche Informationsquellen, die mehr wissen, ergänzende Informationen bereithalten, oder die man vielleicht auch nur früher oft gelesen hat, bis man durch eigene Erfahrung zum „Experten“ wurde. In meinen Augen ist es ein absolut notwendiger Service für den Leser, diesem derartige Informationen nicht vorzuenthalten und hat nicht nur etwas mit einem „Genltemen-Agreement“ zu tun. Mal abgesehen, dass eine stärker vernetzte Blogosphäre sich gegenseitig an den Authority-Medien vorbeischieben könnte, ist es doch so, das gerade das Verlinken zu thematisch relevanten, hochwertigen Artikeln von Google belohnt wird. So entsehen nach und nach topische Linkcluster, die Google in jedem Fall zu thematischen Relevanzberechnung heranzieht.
Patentanalyse zum Thema Linkspam einfach mal „rückwärts“ lesen:
http://www.seobythesea.com/?p=1248
… oder besser doch nur von sekundären Seiten rauslinken?
http://www.wolf-howl.com/seo/seo-case-study-outbound-links/
Seed-/Authority Sites linken fleißig outbound:
http://www.seobythesea.com/?p=3790
Es bleibt demnach eine Frage der Qualität und des thematischen Zusammenhangs, woraus sich erfolgreiches outbound linking zusammensetzt…
Bohn
@Markus, die Angst vor dem direkten Vergleich hatte ich so gar nicht bedacht. Das ist aber sicher auch ein Grund! Wobei es eigentlich nicht nötig wäre, denn jeder schreibt so wie er schreibt. Und die meisten finden dann eben die Art von Leser, die zu einem Schreibstil passen.
Was die Artikel der SEOs angeht muss ich sagen, dass mir das bisher noch nicht so aufgefallen ist. Ich muss natürlich auch dazusagen, das SEO nicht gerade das Thema ist, wo ich unbedingt beurteilen könnte, wieviel nun wirklich hinter einem Artikel steckt. Meistens steige ich schon bei der Überschrift nicht durch wenn diese (zumindest für mich) schon sehr tief in die Materie geht.
@Sebastian, das Gentlemen-Agreement war im Bezug auf andere Blogger gedacht und nicht im Bezug auf den Leser. Sicherlich ist es Service für die Leser. Ich stimme dir auch im Grunde zu. Aber man kann auch nicht alles verlinken. Es gibt zu den meisten Themenbereichen derart viele weitere Quellen die man evtl. auch gelesen haben sollte, aber wo fängt man an und wo hört man auf?
Meistens hat man eben seinen eigenen Quellen-Pool und ob nun jemand seine Infos hauptsächlich daraus zieht oder noch 4 Stunden alle möglichen Google-Ergebnisse checkt muss man jedem selbst überlassen. Ok, wenn man mal seine Brötchen mit dem Blog verdient (und ich meine kein Taschengeld) dann sieht es wieder anders aus.
Ich finde aber, man soll immernoch bedenken, dass viele aus Spaß bloggen (auch wenn sie vielleicht den Geldbeutel etwas aufbesser). Und hier sollte man doch die Freiheit haben, den Artikel so zu gestalten, wie man möchte.
Da kommt aber wieder das Gentlemen-Agreement, wie ich es einfach mal nannte, zum Tragen. Denn wenn man seinen eigenen Artikel auf Grund eines anderen aufbaut, dann gehört das einfach zum guten Umgang, das man auch einen Link setzt.
Danke für die Links, werde verusuchen mich am Wochenende mal reinzulesen!