15.09.10

Peer Wandiger von Selbststaenig-im-Netz.de hat eine Blogparade gestartet, in der es um die positiven und negativen Erfahrungen in der Selbstständigkeit geht.

Das Thema passt gut und deshalb möchte auch ich meinen Senf dazu geben. Ein niedergeschriebenes Zwischenfazit ist denke ich auch mal ganz gut.

Einleitung

Ich bin nun seit ca. 2 Jahren selbstständig. Erst nebenberuflich und seit ziemlich genau einem Jahr hauptberuflich. Sicherlich kann man nach dieser Zeit noch nicht alle Aspekte beschreiben, man hat vielleicht noch nicht ganz so viel erlebt, aber ich denke genug um ein paar Zeilen darüber zu berichten.

Positive Erfahrungen

Die erste positive Erfahrung die ich gemacht habe, ist der bürokratische Aspekt. Auch und gerade in der Gründungsphase. Ich hab mir ja viel erzählen lassen bevor ich den Schritt gemacht habe. Alle klagen über bürokratische Hürden und ein paar wenige sogar von Schikane.
Nee, nicht wirklich. Sicher, das ein oder andere Formular und der ein oder andere Behördengang bzw. Telefonate mit selbigen, sind da. Aber ich muss wirklich sagen, dass mir (fast) immer gut geholfen wurde und ich so wusste, was zu tun war. Und es hielt sich auch in Grenzen. Auf jeden Fall zumutbar. Vor Allem sorgen diese Aufgaben dafür, sich wirklich mit dem eigenen Business auseinanderzusetzen. Gutes Beispiel: Der Businessplan der Voraussetzung für Förderung ist.

Weiterhin positiv empfand ich die damit verbundene „Freiheit“. Du triffst deinen eigene Entscheidungen und musst nicht mit Entscheidungen anderer leben, die du für völlig Sinnfrei haltest. Sicherlich trifft man selbst nicht immer die Richtigen, aber man trifft die Entscheidungen selbst, lernt aus Fehlern und entwickelt sich weiter. Man fängt auch an, ganz anders zu denken (Unternehmerisches Denken, Blick über den Tellerrand). Diese Ansichten und Denkvorgänge bringen einen dann auch privat weiter. Man entwickelt seine Persönlichkeit stetig weiter. (Zumindest sollte man das ;-))

Ein wie ich finde ganz wichtiges Thema ist die Selbstverwirklichung. Man wählt in der Regel die Berufssparte, die einen interessiert. In dieser kann man sich dann entfalten. Und das ohne Grenzen nach oben.
Gerade im Medienbereich hat man diese Freiheiten. Wie es in anderen Bereichen ist kann ich natürlich nicht sagen. Wenn ich jetzt sehe, das ich neben Kundenaufträgen meine eigenen Internetprojekte, die mir schon lange im Kopf herum geisterten, verwirklichen kann……klasse!
Das betrifft jetzt nicht nur diesen Blog, sondern auch andere Projekte mit denen ich in absehbarer Zeit ein lohnendes, zweites (drittes, viertes) Standbein aufbauen möchte. Das habe ich als ich noch angestellt war nicht hinbekommen. Irgendwie hatte mich das Angestelltendasein blockiert. Nun lass ich meinen Ideen freien Lauf.

Weiterer Punkt: Das Einkommen. Letztendlich verdient man was man verdient. Soll heißen: Wenn du die richtige Einstellung hast, das Durchhaltevermögen, Ideen, Einsatzbereitschaft, Leidenschaft, usw. Dann kannst du dementsprechend verdienen. Nach oben ist es offen (nach unten natürlich auch, dazu weiter unten mehr)und auch wenn unser liebes Finanzamt einiges einsteckt, so hat man dennoch gute Chancen überdurchschnittlich zu verdienen. Soweit ist es bei mir zwar noch nicht, aber ich konnte in einem Jahr Selbstständigkeit bisher (bis auf einen Monat) immer meine Rechnungen bezahlen. Und das ist ein gutes Gefühl, wenn man dazu die Freiheiten und Chancen bedenkt.

Was natürlich auch gut tut: Lob, Anerkennung und Respekt. Ich denke diese Dinge braucht jeder Mensch und gerade als One-Man-Show ist es ein gutes Gefühl wenn man respektiert und anerkannt wird

Negative Erfahrungen – die zweite Seite der Medaille

Natürlich ist das Leben kein Lolli und die Selbstständigkeit genau so wenig. Es gibt auch negative Erfahrungen und die wird man denke ich immer wieder haben. Aber die braucht man auch um a) auf dem Boden zu bleiben und b) daran zu wachsen.
Eine negative Sache ist z.B. die Trennung von privaten und beruflichen Dingen. Gerade wenn man im Home-Office arbeitet ist das nicht immer einfach. Da bin ich auch noch auf der Suche nach der richtigen „Strategie“.
Das typische Gefühl „Jetzt bin ich daheim und schalte ab“ erlebt man nicht mehr so stark. Man ist ja ohnehin daheim und auch wenn ich ein separates Büro habe, ist die Trennung nicht ganz so einfach. Nicht nur räumlich gesehen, sondern auch gedanklich. Man setzt sich abends auf die Couch und hat noch dies und das im Kopf. Hmmm….schnell ins Büro, das muss ich noch kurz machen, oder nachschauen. Auch wenn ich das Home-Office klasse finde, so muss man die Trennung zwischen privaten und beruflichen Dingen lernen und sich aneignen.

Auch nicht ganz so toll ist die Möglichkeit, eben nicht genug in einem Monat einzunehmen. Nicht genug um alle Rechnungen zu bezahlen. Oben habe ich geschrieben, dass es positiv ist, nach oben offen zu sein, was das Einkommen angeht. Genau so offen ist natürlich auch die Rechnung in die andere Richtung. Ich habe erfreulicherweise erst einen Monat gehabt, an dem es ganz und gar nicht gereicht hat. Aber gerade in den ersten Jahren kann diese Situation immer kommen.

Ebenfalls nicht so toll sind manche Kunden. Ich hatte zwar auch da das Glück, bisher in den meisten Fällen die Angenehmen zu erwischen, aber die nicht so angenehmen Kunden gibt’s halt auch. Alles teuer, man ist an allem schuld, man kann es ihnen nicht recht machen und überhaupt sind sowieso alle Verbrecher. Aber da muss man durch, gerade wenn man auf den Auftrag noch angewiesen ist.
Was würde ich anders machen, wenn ich nochmal am Anfang stehen würde?
Nicht viel nach aktuellem Stand. Den einzigen Fehler den ich gemacht habe war der, dass ich zu einem Zeitpunkt die Kundenakquise vernachlässigt habe, an dem es grad wunderbar lief. Das Loch merkt man erst später, denn ein Selbstläufer ist das eigene Geschäft nach einem halben Jahr eben noch nicht. Aber wie war das: Aus Fehlern lernt man und wächst.

Na dann, auf geht’s 😉

Das war nun doch mehr Text der aus mir sprudelte, als erwartet. Ich hoffe es ist trotzdem für den ein oder anderen interessant zu lesen. Danke an Peer für die tolle Themenidee für eine Blogparade.

Grüße Bohn

Bildquelle: aboutpixel © jonathan spielbrink

webwork, selbststaendigkeit, erfahrung

Über den Autor Ralf Bohnert

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8 Kommentare für “BlogParade: Positive und negative Erfahrungen in der Selbstständigkeit”

  1. Wow, da hast du eine richtigen schönen Beitrag hin gezimmert. Ich muss dir bei den ganzen Sachen, die du angesprochen hast Recht geben. Zu den Thema Nachteile, du solltest aber aufpassen wenn du ständig Kunden akquise machst, dass du dadurch nicht in Verzug kommst. Dies ist mir auch schon das ein oder andere Mal passiert, dass ich einfach zu viel hatte und nicht wirklich voran gekommen bin. Wenn ich Fragen darf in welchem Bereich bist du eigentlich tätig? Was für Geschäftsfelder deckst du ab?

    Grüße Nico

  2. Hallo Nico,

    danke für dein Kommentar.
    naja, also nach einem Jahr muss ich sagen, das „zu viel“ noch nicht vorkam.

    Ich bin im Bereich Grafik- und Webdesign tätig. Mach auch Printprodukte, allerdings nur dir Gesaltung. Druck ist ausgelagert.
    http://www.bohnline.net < falls es dich interessiert. Bisher hat sich aber das Erstellen und Pflegen von Websites als Hauptfeld gezeigt. Den Rest hatten meine Kunden meistens schon 😉 Meine Firmenwebsite bekommt aber in absehbarer Zeit ein neues Design, dann aber mit WordPress unter der Haube 😉 Seh ich das richtig, das du auch selbstständig bist? Im Bereich Programmieren? grüße Bohn

  3. Hallo Nico,

    das mit dem Heimbüro und der nicht stattfindenden Trennung von Wohn- und Arbeitswelt kenne ich von früher selbst. Einen Königsweg zur Lösung dieses Problems gibt es nicht. Nur einen Ansatz. Konsequent zu einer bestimmten Uhrzeit den Rechner ausmachen. Ich weiss das ist schwer. Aber mit der Zeit fällt es leichter. Viel Erfolg weiterhin.

  4. Hallo Frank,

    danke für dein Kommentar, auch wenn ich nicht Nico heiße 😉
    Ja einfach ausmachen ist zwar ein Anfang, aber das muss man erstmal machen! Aber im Grunde muss man einfach konsequent sein, wie das halt bei Allem ist!

  5. Hallo,
    das ist ein schöner Artikel und ich kann es voll und ganz nachvollziehen. Ich bin auch seit über einem Jahr selbstständig, ebenfalls erst nebenberuflich neben dem Studium. Mittlerweile bin voll und ganz ausgelastet und habe es noch nicht einmal geschafft, meine Website zu erstellen/ erstellen zu lassen. Die ist immer noch eine Baustelle. Darüber kann mich die Kundschaft also nicht gefunden haben. 🙂

    Die Trennung von Arbeit und Privat ist schwer zu meistern. Eigentlich lenke ich mich gerade auch nur von der Arbeit ab. http://www.selbstaendig-im-netz.de hatte glaub ich mal Tipps dazu gegeben. Einer davon war jeweils ein reiner Arbeits- und Privatrechner. Aber es ist und bleibt verdammt schwer!

    Grüße
    MischoK

  6. Hallo MischoK,

    Danke für dein Kommentar. Die Sache ist wirklich nicht einfach. Ich glaube ich werde mal einen Artikel dazu schreiben. Reiner Privatrechner ist glaube ich auch keine Lösung.
    Wo soll man den da hinstellen, also zumindest bei mir wäre das Büro die einzige Option 😉 Wobei wir dann wieder beim selbem Effekt wären.

  7. Glückwunsch zum ersten Jahr! Mittlerweile bin ich 7 Jahre dabei und habe glaube ich auch die typischen Phase durchlaufen. Das es mal einen Monat nicht reicht …. das kennen glaube ich viele. Meine Branche ist zum Bespiel sehr Saison abhängig. Vielleicht hilft es zu beobachten, ob es auch in Ihrer Branche so etwas wie Saisonschwankungen gibt, dann ist das die beste Zeit um Urlaub zu machen.

    Ich empfinde es selbst auch als Glück genau das zu machen, was mir Spaß macht bei mir ist es die Rhetorik bei Ihnen Design … wollen wir hoffen, dass es lange so bleibt, denn motiviert an die Arbeit zu gehen macht doch doppelt so viel Spaß! Weiterhin viel Erfolg wünscht Judith Torma G

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